John Birks „Dizzy“ Gillespie

Dizzy Gillespie 1955
Dizzy Gillespie 1955

Heute möchte ich mich einer weiteren Musiklegende aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts widmen, John Birks „Dizzy“ Gillespie.

Geboren am 21.10.10917 in Cheraw, South Carolina, als das jüngste von 9 Kindern kam John sehr früh mit Musik in Kontakt, da sein Vater Bandleader einer lokalen Band war. So kam es das John bereits mit 4 Jahren Piano spielte und sich, nach dem frühen Tod seines Vaters, mit 12 Jahren Trompete selbst beibrachte.

Nach dem Umzug mit seiner Familie nach Philadelphia nahm er 1935 seinen ersten Job als professioneller Trompeter im Frank Fairfax Orchestra an. Anschließend führte ihn sein Weg in die Orchester von Edgar Hayes und Teddy Hill, wo er 1937 sein Idol Roy Eldridge an der ersten Trompete ablöste.

Zwei Jahre später stieß er zur Band Cab Calloways, mit dem er 1940 auch eine seiner ersten Kompositionen aufnahm, das Instrumentalstück „Pickin‘ the Cabbage„. welches unter folgendem Link zu hören ist:

Sein Aufenthalt im Cab Calloway Orchester währte allerdings nur 2 Jahre. 1941 kam es zu einem Handgemenge zwischen Gillespie und Calloway, welcher mit der Art Gillespies Solos zu spielen und dessen eigensinnigen Humor nicht zurecht kam. Während eines Auftritts kam es zu einem Wortgefecht zwischen beiden, das darin endete das Calloway Gillespie schlug. Dieser zog daraufhin ein Klappmesser und verletzte Calloway an der Hand. Nach dieser unschönen Episode spielte Dizzy Gillespie zunächst in Billy Eckstine’s Band bis 1945. Von dort zog es ihn in kleinere Gruppen, die im Regelfall nur aus einem Trompeter, Saxophonist, Bassist, Drummer und Pianospieler bestanden.

Er trat im Laufe seines Lebens mit vielen weiteren Bands und Einzelkünstlern auf und war stets extrem produktiv. Allein in 1989 gab er 300 Vorstellungen in 27 Staaten, er erschien in 100 US-Städten in 31 Bundesstaaten, nahm 4 Alben auf und spielte mit 2 Symphonieorchestern.

Am 06.01 1993 starb Dizzy Gillespie an Bauchspeicheldrüsenkrebs im Alter von 75 Jahren. Er gilt noch heute als einer der besten, wenn nicht der beste Jazztrompeter aller Zeiten. Seine zeitgenössischen Kollegen kopierten lieber Miles Davis oder Fats Navarro, anstatt sich an seinem extrem komplexen Stil zu versuchen. Erst in den 1970er Jahren gelang es Jon Faddis seinen Stil erfolgreich zu imitieren.

Zwei seiner größten Markenzeichen waren zeilebens die stark gebogene Trompete und die dicken, aufgeblähten Backen während des Spielens.

Die Trompete scheint ihren Ursprung in einem Ungeschick zu haben. Ein Tänzer fiel auf die Trompete von Gillespie während einer Geburtstagsparty für seine Frau. Die verbogene Trompete erhielt durch den neuen Winkel einen anderen Ton, der ihm so gut gefiel, dass er fortan nur noch Trompeten spielte die mit einem Winkel von 45 Grad verbogen waren. Er lies sich derartige Instrumente fortan eigens anfertigen.

Seine stark aufgeblähten Backen sind so berühmt das es für sie sogar einen medizinischen Ausdruck gibt, der „Gillespie pouch„.

Dizzy Gillespie beim Spiel auf seiner berühmten 45° Trompete
Dizzy Gillespie beim Spiel auf seiner berühmten 45° Trompete

Gillespie war Inspiration und häufig auch Lehrer für viele große Jazz-Musiker, unter anderem Miles Davis, Fats Navarro, Clifford Brown, Arturo Sandoval, Jon Faddis und Chuck Mangione, welche Ihn stets als einen der Größten ihres Faches priesen.
Weiterhin ist er maßgeblich an der Entstehung und Verbreitung des Bebop-Jazz beteiligt gewesen und brachte erstmals Afro-kubanische Musik, insbesondere Salsa, in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit. Ein berühmtes Beispiel ist sein Stück „A Night in Tunisia“, welches unter dem nachfolgenden Link zu hören ist:

Für seine Leistungen und Verdienste im Jazz-Bereich erhielt er unter anderem den „Ordre des Arts et des Lettres„, Frankreichs höchster kultureller Ehrung. Er wurde zum Regent Professor der Universität von Kalifornien ernannt und erhielt 14 (!!!) Ehrendoktortitel, unter anderem vom Berklee College of Music. Weiterhin erhielt er die Grammy Lifetime Achievement Ehrung, den Kennedy Center Honors Award, den American Society of Composers, Authors, and Publishers Duke Ellington Award und wurde zum traditionellen Häuptling in Nigeria gekrönt.

Allein diese Auflistung zeigt welch einen Stellenwert Dizzy Gillespie in der Jazz-Szene einnahm und noch immer einnimmt. Von seinen Fähigkeiten kann man sich noch ein wenig mehr überzeugen indem man die unten aufgeführten Videos anguckt, es lohnt sich !

John Birks „Dizzy“ Gillespie

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