Der populäre Tanz aus den 20er Jahren, der Charleston, benannt nach der gleichnamigen Stadt in Süd-Carolina, wurde in den Vereinigten Staaten erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt durch das 1923 erschienene Lied „The Charleston“ vom Komponisten und Pianisten James P. Johnson.
Das Lied stammt aus der Broadway Show „Runnin’ Wild“ und wurde einer der populärsten Songs der Dekade, wobei der Tanz die größte Beliebtheit zwischen 1926 und 1927 erfuhr.
Die Geschichte des Charleston
Der originale Tanz entstammt sehr wahrscheinlich dem afro-amerikanischen Tanz Juba, jedoch ist die spezifische Schrittfolge, welche in „Runnin’ Wild“ zu sehen war sicher neu choreographiert worden, um einer breiteren Masse zugänglich zu sein.
Zu Beginn wurden lediglich die Füße in einer trägen Weise hin und her gedreht. Als der Tanz jedoch Harlem erreichte, wurden Änderungen an den Tanzschritten vorgenommen und der Charleston entwickelte sich zu einem deutlich schnelleren Tanzstil. Die Füße wurden vor und zurück geworfen, zunächst ohne, später mit einem Tipp zwischen dem Richtungswechsel.
Zweifelsohne wurden jedoch noch weitere Änderungen vorgenommen, bevor der Tanz auf der Bühne präsentiert wurde. So sind weitere Grundschritte für diesen Tanz das Rudern mit den Armen und X/O-Kombinationen mit den Beinen, wobei die Körperteile isoliert voneinander bewegt werden.
Obwohl das Lied durch „Runnin’ Wild“ 1923 seine große Popularität erhielt, wurde der Tanz schon vorher in Musicals aufgeführt, so beispielsweise in „Shuffle along“ von 1921, in dem die Charleston Tänzer als „die schnellsten Tänzer der Welt“ vorgestellt wurden und in „Liza“ von Irving C. Miller 1922. In Europa wurde der Charleston vor allem durch Josephine Baker bekannt, welche 1925 in Berlin, nur mit Bananen bekleidet, auch in Deutschland die Charlestonbegeisterung auslöste.
Kampfansage zwischen Mann und Weib
Selbstverständlich löste der neue Tanzstil auch Kritik aus. So sah beispielsweise der Musikkritiker Hans Liebstöckel den Charleston als „Kampfansage zwischen Mann und Weib“, weil ursprünglich der enge Paarbezug von Tänzer und Tänzerin fehlte. Laut Liebstöckel war der Tanz nicht nur Ausdruck des Hasses gegen den eigenen Körper, sondern gegen das Leben selbst.
Er schrieb:
“So wenig sie einander mögen, so wenig halten sie offenbar vom Dasein, denn sie suchen sich krampfhaft und mit den größten Anstrengungen ihrer Körper zu entledigen. Zuerst möchten sie Arme und Beine wegwerfen, aber es will nicht gelingen.
Gleich darauf geht dieser Hass gegen das Leben auf den Körper selbst über, den sie schütteln, als wäre er eine reife Frucht und als erwarteten sie jeden Augenblick, dass sie vom Ast falle“
Aus diesem Grunde unterzogen zahlreiche Tanzlehrer, vor allem aus England, den Charleston einer gründlichen “Reinigung” und entfernten sämtliche afroamerikanischen Elemente, allein die „Scheibenwischerfüße“, „Knieknicker“ und „Schleuderbeine“ wurden geduldet, wodurch der Tanz zu einem langweiligen Gesellschaftspaartanz wurde und schnell seinen Reiz verlor.
Viele Elemente des Charleston gingen später in den Lindy Hop über, einem wichtigen Swingtanz der 1930er und 40er Jahre. Jedoch entwickelte sich auch der Charleston weiter und wurde angepasst um zu der Swing Jazz Musik der Zeit getanzt werden zu können. Dieser Tanz wurde Lindy Charleston, Savoy Charleston oder Swing Charleston genannt. In beiden Variationen, dem original Charleston und dem Swing Charleston fällt der Standardschritt auf acht und ist entweder allein oder paarweise zu tanzen.
Für die Tanzwütigen, nachfolgend einige Einweisungsvideos, damit es bei „42 Swing Time“ auch klappt mit dem Charleston – egal ob allein oder zu Zweit !
Solo Charleston 1
Solo Charleston 2
Partner Charleston
Das richtige Outfit
Wir haben hier auf dem Blog ja schon zwei sehr ausführliche Artikel über die Mode der 20er und 30er Jahre.
Weitere Inspiration bekommt man bei Pinterest z.B. hier, bei einer Sammlung rund ums Tanzen von Charleston und Lindy Hop, oder hier, bei einer Sammlung, die sich nur um Charleston- und Flapper-Kleider dreht.
Freut ihr euch auch schon so auf den 23. Mai? Habt ihr schon eure Freunde eingeladen und auf „Teilen“ gedrückt?
Swing Heil!
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